E10 – keine Spur von Unsicherheit

Mal wieder ein Beitrag, der sich nicht mit Computern beschäftigt, sondern mit dem wohl aktuellsten Thema aus der Automobilbranche. E10 oder auch Super-E10. Leider für viele Menschen in Deutschland wie ein rotes Tuch. Aus Unwissenheit und/oder Angst tanken viele teureren Super, Super Plus oder gar so Sachen wie V-Power. Für mich nicht immer nachvollziehbar. Einige Gründe dafür und auch warum ich E10 tanke schreibe ich hier in einen kleinen Exkurs aus meiner Sicht der Dinge nieder. Am Ende dieses Artikels ist auch meine Meinung (!) rund um das Thema E10.

Was ist E10?

Das ist (fast) der gleiche Sprit, wie wir ihn sonst auch getankt haben, nur eben statt wie bisher maximal 5 Prozent Ethanol-Anteil (bisher E5) nun mit höchstens 10 Prozent. Warum auch nicht? Die Mehrheit (etwa 90 Prozent) der Fahrzeuge kann damit problemlos fahren. 2009 entschied das Europäische Parlament, dass alle Mitgliedsstaaten bis 2020 den E10-Kraftstoff eingeführt haben sollen (hier die Richtlinie). Der Ethanol-Anteil wird aus Pflanzen gewonnen, also regenerierbare Energieträger. Dadurch will man die Ölreserven der Welt schonen. Soviel ist ja davon scheinbar nicht mehr da. Und man macht sich dadurch auch ein Stück unabhängiger von den Erdölstaaten.

Warum so plötzlich?

Plötzlich kam E10 nicht, die Kommunikation zwischen Politik, Raffineriekonzernen, Tankstellen und natürlich den Verbrauchern ließ und lässt zu wünschen übrig. Auch wenn die Regierung mehrere Millionen Flyer und mehrere zehn Tausend Plakate drucken ließ, nix davon hab ich bisher in den Händen gehalten oder gesehen. Ob das überhaupt die nächsten Wochen passieren wird ist eher fraglich.

Warum der Preisanstieg und -unterschied?

Aus dem einfachen Grund, damit E10 vorwärts gebracht wird liegt dieser nun auf dem ehemaligen Preisniveau von Super. Dieser hingegen ist (zumindest hier bei uns) im Preis um fast 10 Cent je Liter gestiegen und liegt mit SuperPlus gleich auf. Was teuer ist kaufen nur wenige. Leider ist dem aber gerade nicht so. Schon einige Male habe ich gesehen, dass bei Fahrzeugen, die definitiv E10 tanken dürfen Super Plus hineingeschüttet wurde. Die Tanks mit E10 sind kaum angerührt und müssen nicht nachgefüllt werden, er verkauft sich also gerade recht schlecht. Laut Medien schränken einige Raffinerien bereits die E10-Produktion ein.

Verträgt mein Auto E10?

Da erkundigt ihr euch direkt bei eurem Fahrzeughersteller. Der weiss das am besten, was seine Motoren vertragen und was nicht. In meinem Fall, also Fiesta und Mondeo habe ich Ford direkt per eMail angeschrieben und mir wurde geantwortet, dass ich bei meinen Modellen problemlos E10 tanken kann. Vorrausgesetzt der Motor und dessen kraftstoffführende Anbauteile befinden sich in Originalzustand oder wurden nach Herstellerspezifikation hergestellt. E10 kann (!) zum Beispiel Motorteile aus Aluminium und verschiedene Gummiteile und -dichtungen angreifen.

Fahrzeuge die bisher SuperPlus oder noch höherwertigere Kraftstoffe getankt haben sollten auch dabei bleiben. Das ist die allgemeine Empfehlung der Autobauer.

Gibts dafür eine Garantie?

Nein! Kein Fahrzeughersteller garantiert einen reibungslosen Betrieb mit E10. Warum? Sicherlich aus dem einfachen Grund, dass jeder Fahrer seinen Motor anders fordert, daher die Abnutzungserscheinungen bei jedem anders sind. Sollte darüberhinaus bekannt werden, dass ein unter Garantie für E10 freigegebenes Fahrzeug kein höheren Bio-Ethanol-Anteil verträgt, so hat der Hersteller ein großes Problem in Form von Rückrufaktionen und natürlich finanziellen Verlusten. Einfache und plausible Gründe.

Wo gibt’s Hilfe?

Weitere Anlaufstellen sind die Stützpunkte von Dekra, TÜV etc. und die Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT). Diese hat in Zusammenarbeit mit dem Verband der Automobilindustrie (VDA) und dem Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) eine Liste zur Verträglichkeit mit vielen Fahrzeugen (sowohl PKW, als auch Krafträder) herausgegeben, die in Deutschland unterwegs sind. In dieser Liste sind auch Telefonnummern gelistet, an die man sich wenden kann, wenn man sich trotzdem unsicher ist. Weitere Informationen bieten auch der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft e.V. unter www.bdbe.de/e10.

Meine Meinung

Über weitere Machenschaften oder wer sich nun welchen schwarzen Peter bei der ganzen E10-Sache zuschiebt ist mir eigentlich egal. Ich tanke da wo es am günstigsten ist. Da unsere Autos keine zehntausende Euro gekostet haben, habe ich nicht so große Angst vor einem eventuellen Motorschaden. Bei einem Fahrzeug, dass mehrere zehntausend Euro kosten würde, wäre ich auch am Überlegen, ob ich den Bio-Ethanol-Super tanken sollte oder nicht. Aber, wer ein so teures Auto fährt, der hat sicherlich auch die paar Euro mehr in der Tasche um SuperPlus zu tanken. Da auf lange Sicht kein Fahrzeughersteller eine Garantie geben wird ist das kein Argument für mich teureren Super oder gar SuperPlus zu tanken. Darüberhinaus war im bisherigen Super bereits bis zu fünf Prozent Bio-Ethanol beigemischt, warum sollte nun eine Höchstmenge von zehn Prozent so viele Motoren zum erliegen bringen? Das sind statt maximal 50 Milliliter nun maximal 100 Milliliter je Liter Super. In Schweden zum Beispiel wird bereits E85 angeboten, also Benzin mit 15 Prozent Bio-Ethanol-Anteil. Wollen die ängstlichen Autofahrer nun nicht mehr nach Schweden fahren?

Nächstes Argument gegen E10 wäre der Leistungsverlust gegenüber dem alten Super-Benzin. Für mich als vorrangiger Stadt-Fahrer unerheblich und ich glaube auch für den Großteil der Autofahrer ebenfalls, da die meisten nichtmal wissen in welchem Drehzahlbereich ihr Motor die höchste Leistung entfaltet. Man fährt ja auch nicht permanent an der Leistungsgrenze, wodurch sich der Leistungsverlust nicht so sehr bemerkbar machen sollte.

Der einzigste Punkt, der für mich am plausibelsten ist, wäre der, dass die Preisdifferenz zwischen altem Super und E10-Super durch dessen Mehrverbrauch fast gegen null geht oder der alte Super sich vielleicht sogar nach langen Fahrten als günstiger erweist. Der Vergleichstest von AutoBild mit einem Golf 1.4 TSI hinkt meiner Meinung nach etwas, da kein Mensch permanent mit Vollgas unterwegs ist. Und einen Mehrverbrauch von 0,3 Liter bei einer 140 Km/h-Fahrt lässt sich durch langsameres Fahren oder Abschalten der Klimaanlage bewerkstelligen. Zumal sich bei jedem Test die Bedingungen ändern. Der Verkehrsfluss ist doch nicht immer gleich und man fährt, auch wenn man es noch so gut versucht, sicher nie gleich.

Sollte einer der Automobilvereine oder der Automobilzeitschriften mal einen Test mit vielen (also mehr als 1000) Fahrzeugen über einen längeren Zeitraum (einen Monat) und Fahrstrecke (mehrere Tausend Kilometer) machen und daraus die Durchschnittswerte vergleichen, dann ist das sicherlich representativer als diese 100-Kilometer-Fahrten, die in den Tests immer gemacht werden.

Der Gedanke hinter E10, sich nicht mehr so stark an die Erdölstaaten zu binden und statt auf fosile nichtregenerierbare Rohstoffe auf regenerierbare Rohstoffe zu setzen ist schon ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn man dafür dann wieder mehr Ackerflächen anbauen muss. Aber hey, fragt ihr euch beim Mehl kaufen, woher die Körner kamen? Sicherlich nicht, oder? Zur Verbesserung oder Verschlechterung der Umweltbelastung konnte ich leider noch nichts genaues lesen. Aber es soll ja leute geben, die Sonnenblumen oder Rapsöl von Aldi in ihre Diesel tanken, ist das besser?

Am besten wär wahrscheinlich in Bezug auf die Automobilität, wenn wir alle Autogas, Erdgas, Ethanol, Methanol tanken oder Elektroautos fahren würden, auch wenn einige davon einen noch höheren Mehrverbrauch besitzen. Das wird aber definitiv nie geschehen. Dafür gibt es einfach zu viele schöne alte Fahrzeuge (die mit schwarzer Plakette), die nun einmal Dreck machen. Es wird auch immer genügend Leute die soviel Geld haben, dass sie beim Tanken und Fahren nicht aufs Geld achten müssen und nur ‚das Beste‘ tanken.

Ein langer Text. Ich hoffe ich konnte meinen Standpunkt gut rüberbringen und stehe nicht ganz allein mit meiner Meinung da. Falls doch, versucht mich gern umzustimmen. ;)


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Kommentare

2 Antworten zu „E10 – keine Spur von Unsicherheit“

  1. falko

    … und diese ganze diskussion bringt mich zu dem schluss das ich das richtige getan habe als ich mein wägelchen auf lpg hab umbauen lassen…
    zu mir haben auch alle gesagt der motor geht kaputt und ich habe mehrverbrauch und hätte extremen leistungsverlust… dazu kann ich als vielfahrer nur sagen SCHWACHSINN… paar liter mehr verbrauch habe ich schon auf 100km… u zwar ca 2liter… aber es kostet auch nur die hälfte zu den gängigen alternativen…

    Egal… sobald etwas neues kommt wird sich immer erstmal von allen möglichen menschen entgegengestemmt… und wenn dann bewusst wird das die alternativen langsam aber sicher ausgehen, dann wird die änderung mit knirschenden Zähnen angenommen. … und bald redet keiner mehr darüber… oder kann sich noch jemand an eine riesige diskussion erinnern als dem super 5% ethanol zugemischt wurde… ich nicht… und ich fahre doch schon ein paar tage auto.

    Zum Thema E10 muss ich trotzdem im vergleich zu autogas sagen, man hörte bei lpg fahrzeugen noch nicht so viele berichte über defekte motoren und anbauteile bzw hat davon gelesen, als bei momentanen e10 berichten.
    … die motorenfreigabe ist ja ganz schön… die motoren an sich vertragen den kraftstoff auch meist… mehr probleme haben da die dichtungen und anbauteile.

    aber ich muss das zeug ja nicht tanken, und die drei- oder viermal die ich im jahr nachtanke kann ich auch super plus tanken… das fällt bei einer preisdifferenz von gas zu super / super plus / e10 kein bisschen auf bzw ins gewicht.

    LG

  2. Wenn der Mondeo nicht bereits über 300.000 Kilometer auf der Uhr hätte würde ich eine LPG-Umrüstung auch in Erwägung ziehen. :) Dann wär zumindest das preisliche Problem aus der Welt. Zumindest aus meiner.

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